Sportkultur in den USA: Ästhetik im Fußball
Fußballkultur – 90 Minuten, Ein Leben lang, und manchmal sogar noch länger, ist für viele Menschen auf der Welt gelebte Realität. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Fussball eine der beliebtesten Sportarten der Welt ist. Warum das so ist, wurde vielfach untersucht, analysiert und interpretiert.
Viele interessante Theorien sind dabei herausgekommen und werden auf diesem Blog auch noch des öfteren Erwähnung finden.
Doch bevor wir damit anfangen, uns anzuschauen, wie sich der Fußball historisch entwickelt hat, was er für ökonomische Implikationen mit sich trägt, wie er heutzutage als Massenphänomen (Fussball als Massenphänomen) in Erscheinung tritt, schauen wir uns den, meiner Meinung nach, elementarsten Punkt im und am Fußball an: Seine Ästhetik!
Ästhetik beim Wort genommen wirft die Frage auf, was die „sinnliche Wahrnehmung“ beim Fußball charakterisiert. Um die Ästhetik des Fußballsports zu erklären, hilft am Besten ein Gegenbeispiel und in diesem Fall sogar das Paradebeispiel eines Gegenbeispiels: Der American Football.
Der offenkundigste Unterschied beider Ballsportarten ist der heterogene Spielaufbau und die heterogene Spieldynamik. Fußball kann als The Game of Two Halves bezeichnet werden und American Football als das Spiel der Four Quarters. Hans Ulrich Gumbrecht (2002: 44) spricht in seinem Aufsatz von einer sehr speziellen Eigenart der Großen Dreieinhalb und skizziert sie am Beispiel des American Footballs.
American Football – der Aufbau
Grundsätzlich müssen beim American Football in vier Spielzügen mindestens 10 Yards zurückgelegt werden und innerhalb von 6 generellen Möglichkeiten des Gelingens oder Nicht-Gelingens eines Spielzugs stehen der Offensive und der Defensive mannigfaltige Variationen des Erreichens oder des Verhinderns des Spielzuges zur Verfügung („Epiphanie der Form“, In: ebd.: 45). (siehe American Football)
Daraus ergibt sich für den American Football ein spezifischer Spielablauf, der als „beständige[r] Kontrast zwischen einer sehr dichten Aktion und der nicht Aktion“ bezeichnet wird (vgl. 2002: 45). Das Spiel ist parzelliert, was dazu führt, dass vor Beginn jedes Spielzuges ein Moment des Stillstands herrscht (freeze), wo sich beide Mannschaften bewegungslos gegenüberstehen.
Der Kontrast zwischen dichter Aktion und Nicht-Aktion zeigt sich weiterhin in dem Punkt, dass es beim American Football zu Momenten im Spielverlauf kommt, in denen das Spielfeld komplett leer ist. Ein beständiger Kontrast zwischen Aktion und Nicht-Aktion erzeugt ein sehr spezielles Spannungsgefüge, welches (vgl. ebd.: 45) als „Inszenierung des Nichts“ bezeichnet.
Im Gegensatz dazu ist im Fußball der Kontrast zwischen Aktion und Nicht-Aktion nicht so zentral. Viel entscheidender sind die dynamisch- und kontinuierlich ablaufenden Aktionen, welche vom Zuschauer eine ungeteilte Aufmerksamkeit verlangen und vom amerikanischen Fernsehzuschauer „ein permanentes In-Anspruch-Genommen-sein“ voraussetzen (vgl. ebd.: 46f.). Die verdichtete Aktion vs. Nicht-Aktion beim American Football schafft heterogen zum Fußball seine Spannungsintensität über Unterbrechungen und Spielflussverzögerungen. Fußball wiederum lebt von der Dynamik und dem Spielfluss der kontinuierlichen Aktion.
Verzögerungen kommen lediglich durch Fouls zu Stande, wo sich im Übrigen auch eine interessante Divergenz zum American Football zeigt: das simulierte Foul, was es in der Form in der Sportkultur der USA nicht gibt (el faul simulado; In: Villoro 2002: 15).
Teil 2: Ein Erklärungsversuch der sinnlichen Wahrnehmung des Fussballs – zweiter Teil.
Lesenwert. Leider ist es unmöglich, den zweiten Teil bzw. die Fortsetzung zu finden !?
PS: … und wer ist eigentlich der Autor? (Entschuldigung für die altmodische Frage, in Zeiten des web 2.0!)
Sorry, da gab es einen Fehler. Der zweite Teil ist nun verlinkt (im Artikel). Der Autor bin ich. Ich hab mich im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem Thema Fussball in den USA beschäftigt und das ist ein Teil davon.
Gibt es schon die Fortsetzung ?
@iphone reperatur nürnberg: Die Fortsetzung ist bereits verlinkt. Du solltest übrigens schon ein korrekte URL angeben, um einen Nutzen daraus zu ziehen 😉
Sehr gut geschrieben. Bei mir klappt der Link.
Danke für das Update des Artikel. Vielen Dank