Fussballkultur in den USA Trotzdem sich der Fußball im Vergleich zu den großen amerikanischen Sportarten und im Vergleich zum Rest der Welt scheinbar zu einer Randsportart im US amerikanischen Fernsehen entwickelt hat, ist dennoch eine sehr spezifische Fußballkultur in den USA entstanden, die auf eine lange Geschichte in der amerikanischen Sportgesellschaft zurück blicken kann.
Fussball in den USA – Die Entwicklung des Fußballs in der amerikanischen Sportgesellschaft
Die Vereinigten Statten waren bereits das zweite Land der Welt, dass eine eigene Profi Fußballliga gründete (1894) und sie reisten als eine von 13 Mannschaften zur ersten Fußballweltmeisterschaft nach Uruguay (1930), wo sie sogar als Favoriten ins Rennen gingen. Die Gründung der American League of Professional Football (ALPF) ging auf eine Initiative der östlichen Division der Baseballliga (Baltimore, Boston, Brooklyn, New York) zurück, die nach Ende ihre Saison im Oktober ihre Stadien füllen wollten, um Einwanderer anzulocken und sie für den Baseballsport zu gewinnen (vgl. Litterer 2006).
Sie überlebte allerdings nur eine Saison und es vergingen 18 Jahre, bevor 1913 die United States Football Association gegründet wurde und 1914 die erste nationale Meisterschaft ausgetragen werden konnte. Der U.S. Open Cup ist die älteste, amerikanische Fußballmeisterschaft und zählt zu den ersten und ältesten der Welt (vgl. Sport in Amerika 2006).
Die Zeit zwischen 1921 und 1931 gilt als „The Golden Age of American Soccer“ (vgl. Litterer 2006), welche mit der Aufgabe der American Soccer League (ASL) im Jahr 1931 endete. Gerade diese überaus erfolgreiche Zeit erwies sich als ausschlaggebend für das Hinausdrängen des Fußballsports an den Rand der amerikanischen Sportgesellschaft, weil die Erfolge der ASL zum größten Teil auf „imported players“ zurück zu führen waren und den Fußball als Sportart von und für Immigranten nachhaltig stigmatisierte (vgl. Litterer 2006).
Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte wurde vermehrt versucht, eine professionelle Fußballliga in den USA zu etablieren oder überhaupt eine Fußballliga länger als für ein paar Spielzeiten aufrecht zu halten. Erst 1968 kam es zur Gründung einer Liga, die den Fußball in den USA einen großen Schritt nach vorne bringen sollte und zu einem regelrechten Fußballboom führte. Die National American Soccer League (NASL) konnte zu ihren Hochzeiten selbst auf die Großen Dreieinhalb aufschließen und war hinter American Football, Baseball und Basketball eine Zeitlang die viert- beliebteste Sportart in den USA.
Bedauerlicherweise war dieser Ruhm größten Teils erkauft, denn anstatt in die Jugend und in Talente zu investieren wurden in die Jahre gekommene Stars wie Pélé, Franz Beckenbauer oder Cruyff für viel Geld verpflichtet, um zahlendes Publikum in die Stadien und vor die Fernsehgeräte zu locken. Zumindest in den Stadien zeigten sich anfangs Erfolge und als Höhepunkt kann das Saisonfinale von 1977 angesehen werden, wo 78.000 Fans im Giants Stadion in New Jersey die großen Stars spielen sehen wollten.
Die NASL überforderte jedoch ihren finanziellen Rahmen mit der Verpflichtung von Spielern wie Pélé oder Franz Beckbauer und der Ligabetrieb musste 1984 endgültig eingestellt werden (vgl. Litterer 2006).[1] Immerhin sorgte Pelés Engagement in New York für einen enormen Auftrieb des Fußballs und „schuf so etwas wie ein anhaltendes Vermächtnis.“ (Markovits/Hellermann 2002: 191). Die NASL löste einen regelrechten Fußballboom aus, welcher einen erneuten Start des Fußballs in den USA in den neunziger Jahren erst ermöglichte.
Die NASL verbreitete den Fußball im ganzen Land und brachte ihn so auch in Regionen wie Dallas, Atlanta oder Kansas, die in den neunziger Jahren zu den dominierenden Fußballmärkten der USA werden sollten. Es zeigte aber auch, dass der Fußball in erster Linie gewinnorientiert arbeiten musste, um auf Major-Sport-Ebene erfolgreich sein zu können.
„Mit anderen Worten: Fußball und andere Sportarten sind in den USA in erster Linie gewinnorientierte und auf den Konsum zugeschnittene Unternehmen […].“ (Markovits/ Hellermann 2002: 172). Um die Entwicklung des Fußballs in den USA zu beschleunigen, verpflichtete man Stars, die die Popularität des Fußballs steigern sollten, vernachlässigte aber eklatant die Jugendarbeit. Um den Fußball an amerikanische Konsumgewohnheiten weiterhin anzupassen, wurde auch versucht, ihn in der Halle zu etablieren, was zur Gründung der Major Indoor Soccer League (MISL) führte. Aber auch dieser Versuch konnte das Medieninteresse nicht lange aufrechterhalten und so musste die Liga 1993 ihren Betrieb einstellen.
Obwohl man auch sagen muss, dass die Gründung ein solch neuartigen Form des Fussballs etwas sehr innovatives hatte und letztendlich zur Gründung der sehr beliebten Fußball Varianten Beach Soccer und Footbal rápido führten, wo die USA zumindest stärker vertreten sind, als in der „traditionellen“ Form des Fussballs.
Fussball WM 1994 in den USA
Das Jahr 1994 als Meilenstein in der Geschichte des Fußballs in Nordamerika angesehen werden, denn die FIFA entschied, die Fußballweltmeisterschaft in den USA auszutragen. Diese Entscheidung schien zwar mehr marktorientiert als ideologisch begründet, sorgte allerdings dafür, dass zum ersten Mal in der Geschichte eine Fußballweltmeisterschaft nicht in Europa oder in Südamerika stattfand.
„Als wir die Entscheidung trafen, den Vereinigten Staaten die Ausrichtung der Spiele zu gestatten, hatten wir zwei Ziele. Wir wollten das Spiel in diesem riesigen Land bekannt machen, und wir wollten es in den Vereinigten Staaten auf die Profi Ebene bringen. Es ist ein offener Markt.“(Carlson 1994: 13)
Kommerziell wurde die WM jedenfalls zu einem großen Erfolg und übertrumpfte selbst die bis dahin erfolgreichste WM von 1990 in Italien (vgl. Kuhn 1994: 9). Die unmittelbare Konsequenz des Erfolges der Weltmeisterschaft war die Einrichtung der professionellen Fußballliga, der Major League Soccer (MLS) im Jahr 1996 (vgl. Litterer 2006).
Es existiert eine Geschichte des Fußballs in den USA und dass sich der Fußball in den letzten Jahren einer größeren Aufmerksamkeit erfreut liegt an der Etablierung der MLS, die bereits in ihre 15. Saison geht und einen ordentlichen Stamm an Fans anziehen konnte. Die Zuschauerzahlen in den Stadien haben sich in den letzten Jahren auf durchschnittlich 15.000 eingependelt (vgl. Sport Business 2008).
Fussballweltmeisterschaften 1998 bis 2006: internationale Erfolge und Rückschläge
Auf internationaler Ebene erregte die amerikanische Nationalmannschaft durch den erstmaligen Einzug in das Viertelfinale (elite eight) bei der Fußballweltmeisterschaft 2002 große Aufmerksamkeit, denn sie unterlagen Deutschland nur knapp mit 1:0. Bei der WM 2006 konnten sie nicht in die zweite Runde vordringen, obwohl zu betonen ist, dass die Amerikaner einer schweren Gruppe zugeordnet wurden. International können die USA heute im CONCACAF (Confederation of North, Central America and Caribbean Association Football) erfolgreich mitspielen, da sie diesen bereits viermal für sich entschieden haben (1991, 2002, 2005, 2007).
Den jüngsten Erfolg konnte die amerikanische Nationalmannschaft bei dem Confed Cup 2009, dem offieziellen WM Vorbereitungsturnier, erzielen. Dort warfen Sie den amtierenden Europameister Spanien im Halbfinale mit 3:2 aus dem Turnier und verloren nur knapp das Finale mit 1:0 in der Verlängerung.
Das Scheitern der NASL war wesentlich durch eine mangelhafte TV-Präsenz hervorgerufen worden, denn die NASL hatte keine nationalen TV- Verträge mit großen Sendern (vgl. ebd.).
Mit Ghana, dem vierfachen Afrikameister, dem ehemaligen Europameister Tschechien und schließlich Italien, dem dreifachen und zukünftigen Weltmeister, dem sie in einem kampfbetonten Spiel ein 1:1 abrangen.