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Fussball in der amerikanischen Sportgesellschaft

Amerkianische Sportgesellschaft – Eine wissenschaftliche Annäherung – 1. Teil:

Die Marginalisierung des Fußballs in der amerikanischen Sportgesellschaft beginnt bereits mit der seiner weltweit einzigartigen Bezeichnung respektive Benamung: Soccer. Der Begriff Soccer leitet sich von der Bezeichnung „Asscociation Football“ („Verbandsfußball“, „Assoc“, Abkürzung für Asscociation) ab. Aus der Abkürzung Assoc entwickelte sich, entsprechend einer „in jenen Tagen üblichen Sitte, Wörtern das Suffix ‚er’ anzuhängen“ der Begriff Soccer, wobei sich das ‚A’ schnell verlor. Diese Bezeichnung wurde im Jahr 1863 eingeführt und bezeichnet die Spielvariante, die von der Football Association übernommen wurde.

Marginalisierung leitet sich vom lateinischen margo („Rand“ oder „an der Grenze liegend“) ab und ist ein Terminus, der in den Sozialwissenschaften geprägt wurde. Er dient der Beschreibung ganzer Bevölkerungsschichten, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und an ihr nicht teilhaben können.

Die verschiedensten Wissenschaftler transferieren (z.B. Andrei S. Markovits) den Begriff der Marginalisierung auf den amerikanischen Fußball, weil er in der amerikanischen Sportgesellschaft historisch bedingt an den gesellschaftlichen Rand gedrängt wurde. Der Fußballssport gelangte beim ersten Mal „zu einer ungünstigen Zeit“ (kritischen Zeit) und beim zweiten Mal zu spät in die amerikanische Sportgesellschaft. „Vor allem in den entscheidenden 25 Jahren – von 1890 bis 1915 –, in denen die Grundlagen für den Fußball in fast jedem Land der Welt gelegt wurden […]“(Andrei S. Markovits, S. 178), entzog man ihm in den USA den Nährboden.

Der Fußball scheint zudem noch zu einer Zeit in den amerikanischen Sportsektor eingedrungen zu sein, in der sich „nicht-amerikanische Tendenzen und Sportarten“ in der amerikanischen Gesellschaft nicht erfolgreich durchsetzen konnten. Kulturelle und nationale Tendenzen (Nativismus und Nationalismus), Patriotismus und die offene Abgrenzung von allem explizit nicht amerikanischen, verhinderten in den Schlüsseljahren der Sportentwicklung (1870 – 1930) die Etablierung des Fußballs in den USA. Die Einmischung der FIFA in die Belange des US-Fußballs und die fehlenden kulturellen und nationalen Identifikationsmöglichkeiten mit dem Fußball erwiesen sich zusätzlich als hemmend für seine Entwicklung. Parallel entwickelte die amerikanische Bourgeoisie (middle classes) mit Erfolg ihre eigene Sportart, den Baseball und die Eliten an den amerikanischen Spitzenuniversitäten praktizierten eine neue, erweiterte Form des Rugby, das „kicking game“, aus dem sich American Football herausbildete. Gleichzeitig verbreitete sich noch eine neue, ureigene amerikanische Erfindung als dritte große Sportart im amerikanischen Sportraum, der Basketball (vgl. Andrei S. Markovits, S. 94).

Baseball wurde zum „nationalen Zeitvertreib“ und zum „Spiel des Volkes“ und drängte den Fußball von „unten“ an den Rand, während American Football, als Spiel der Eliten, den Fußball von „oben“ an den Rand der Sportgesellschaft drängte. American Football, Baseball, Basketball und später auch noch Eishockey besetzten die amerikanische Sportnische früh und füllten den amerikanischen Sportraum bereits für mit geleich 4 Sportarten aus.

Erst mit einer „erheblichen Verspätung“ konnte der Fußball Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhundert erneut in die amerikanische Öffentlichkeit eindringen und löste auf Anhieb einen regelrechten Fußballboom aus (Fußball in den USA verbreitete sich rasant und wurde zur beliebtesten Freizeitsportart für Kinder- und Jugendliche in den neunziger Jahren.

Beim zweiten Auftauchen des Fußballs Ende der sechziger Jahre allerdings, schien die Sportentwicklung in den USA bereits abgeschlossen und im Fernsehen auf die Großen Dreieinhalb zugeschnitten, was den Soccer auf vorgefertigte Strukturen stießen lies, die ihm eine Etablierung als fünfte Major- Sportart vorerst unmöglich machte.

Zusammenfassend kann von einer Marginalisierung auf drei Wegen gesprochen werden: Die „historisch-soziologische“ (Die frühe und komplette Ausfüllung des amerikanischen Sportraums), die „kulturanthropologische“ (fehlende kulturelle Identifizierung) und die „organisatorisch-institutionelle“ (FIFA und mangelnde Kompetenzen) Marginalisierung.

Eine ausführliche Untersuchung der Marginalisierungsgeschichte des Fußballs in den USA findet sich in den Werken von Markovits/Hellerman (2002) und Markovits/Rensmann (2007), die es sehr gut verstehen die kulturellen Unterschiede herauszuarbeiten und historische, soziologisch und auch ökonmisch zu begründen.

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