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07. 12. 2009 | Autor: | Keine Kommentare

Ein weiterer Punkt, weswegen dem Fußball in den USA seine Popularität in der Vergangenheit abgesprochen wurde, war unter anderem seine Eigenschaft „mangelnde statistische Verarbeitungsmöglichkeiten“ zu besitzen. Zumindest amerikanische Sportexperten sind der Auffassung, dass sich der Fußball auch aus diesen Grund nur schwer in den USA durchsetzen wird.

Statistikbegeisterung der Amerikaner

„Im Gegensatz zu den ‚Big Three’ besteht beim Fußball oftmals kein Zusammenhang zwischen der Statistik und dem Spielergebnis. Den AmerikanernInnen ist diese Nicht-Messbarkeit fremd.“ (Daalmann 1999: 53). Um den Fußball in dieser Hinsicht beliebter zu machen und ihn als „Zuschauersport“ zu etablieren wurde versucht ihn in die Hallen zu holen, um gleichzeitig die im Sommer leer stehenden Basketballhallen zu füllen. In den Anfangsjahren des Fußballs hatte das schon einmal geklappt, als man die im Herbst leer stehenden Baseball Fields mit Fußballspielen füllte (vgl. Litterer 2006).

Der Hallenfußball sollte der Statistikbegeisterung der Amerikaner näher kommen und ihn außerdem für etwaige Werbekunden attraktiver machen. Aus diesem Grund wurden neue Regeln eingeführt, die das Spiel interessanter gestalten sollten. Die beiden Halbzeiten wurden in vier Viertel aufgeteilt und es wurden neue Punkteregelungen aufgestellt. So bekam eine Mannschaft beispielsweise für jedes aus 15 Metern erzielte Tor drei Punkte und zwei Punkte für reguläre Tore. Ebenso wurde die Torwartqualität der gehaltenen Bälle bis auf die tausendste Stelle ausgerechnet und es wurden Preise und Auszeichnungen verliehen für die Abwehrspieler, die die meisten Schüsse verhinderten (vgl. Woitalla 1994: 9f.).

Doch das funktionierte auch nicht und wie es der Besitzer von den LA Lakers (NBA Team) ausdrückte: „Ich weiß nicht, ob Hallenfußball im Sommer gut geht“, stellt er fest. „Aber ich weiß, dass (sic!) es im Winter nicht funktioniert.“ (ebd.: 10). Dass Fußball nun in Hallen, vor leeren Tribünen und mit veränderten Spielregeln ausgetragen wurde, verwirrte den amerikanischen Durchschnittsbürger offenbar noch zusätzlich. Hallenfußball funktionierte nicht und sorgte für keine Steigerung der Beliebtheit des Fußballs im Fernsehen. Im Gegenteil zog er sogar Energie, Geld und Talente von Fußball in den Stadien ab (vgl. ebd.: 11).

Um auch den Outdoor- Soccer, vor allem für Werbekunden interessanter zu machen wurden diese Regeländerungen auch für ihn erwogen, was die FIFA aber ohne Diskussion abwimmelte (vgl. Daalmann 1999: 53). Der Hallenfußball konnte einige Defizite durchaus wettmachen (mangelnde Statistiken, zeitliche Einteilung, Werbung), wurde jedoch trotzdem nicht vom amerikanischen Publikum angenommen.

Zentrale Probleme

Ein zentrales Problem für die Sportberichterstattung über Fußball (Outdoor Soccer) in Amerika bleibt die zeitliche Gestaltung und der heterogene Aufbau im Vergleich zu den Großen Dreieinhalb. Für die Wirtschaft spiegelt sich das vor allem in einer geringeren Gewinnmarge nieder. Bei einer reinen und vor allem kontinuierlich ablaufenden Spielzeit von 90 Minuten bleiben nicht viele Gelegenheiten Werbung zu schalten. Mit Ausnahme der Halbzeit, vor und nach dem Spiel bleibt im Grunde genommen überhaupt keine Zeit für Werbeunterbrechungen. Hinzu kommt, dass die Halbzeit nicht beliebt ist bei Anzeigenkunden.

In den meisten Fällen bleiben somit nur die Möglichkeiten, Werbeinblendungen im oberen Bildschirmrand einzublenden oder die audiovisuelle Nennung der Sponsoren durch den Kommentator, wie z.B. „dieser Teil des Spiels wird präsentiert von Firma X oder Produkt Y“ (Markovits/Hellermann 2002: 205). Demzufolge lag der Umsatz, den der Fußball in der Vergangenheit verzeichnen konnte deutlich unter dem, welche NFL- Übertragungen generieren konnten. Für Werbekunden bedeuteten reguläre Spielzeiten zwischen 40 und 60 Minuten, bei den Großen Dreieinhalb eine Werbezeit von ungefähr der gleichen Minutenzahl. Stellt man demgegenüber den Fußball, kommen auf 90 Minuten Spielzeit regulär etwa 15 Minuten Zeit für Werbung. Erfolgreiche Fußballfernsehübertragungen wurden in der Vergangenheit in den USA lediglich mit Übertragungen von Weltmeisterschaften gewährleistet.

Ästhetische Probleme

Die ästhetischen Probleme des Fußballs für den amerikanischen Sportzuschauer präsentieren sich auch in Spielflussunterbrechungen, die eine ausreichende Statistikeinblendung ohne Versäumen des Spielflusses nicht zulassen und nicht zur Attraktivität der Medieninszenierung beitragen (vgl. ebd.: 205).

Auch wenn sich der Fußball in den USA auf Major-Niveau etablieren konnte, stellte er bis zum Ende des 20. Jahrhunderts noch keine Gefahr im Sinne einer Konkurrenz für die dominierenden Sportarten (Die Großen Dreieinhalb) im Fernsehen dar (vgl. ebd.: 245). Die MLS als professioneller Vertreter des Fußballs in den USA konnte bis heute noch nicht zur hegemonialen Sportkultur in den USA gedeihen, weil der Erfolg im Fernsehen ausblieb. Der Fußball (Halle und Stadion) füllt heute beachtliche Teile (Sendeplätze) des Sportsenders ESPN 2, es wird allerdings vorwiegend europäischer- und lateinamerikanischer Fußball übertragen, was sich im Übrigen eher schlecht auf die Einschaltquoten der Major League Soccer auswirkt (vgl. Frisch 2004: 3).

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