sportkultur: Fussballkultur 90 Minuten ein Leben lang

09. 11. 2017 | Autor: | Keine Kommentare

Beispielgebend für die Theorie der kontinuierlichen Spielflussdynamik im Fußball ist die Sportmetapher eines „hervorragenden 0:0“. Ein torloses/Punktloses Spiel kann nur als ansehnlich gewertet werden, wenn die Spannungskurve permanent verfolgt und Aufrechterhalten werden kann.

Dies bedeutet nicht zwangsweise, dass die 90 Minuten vor den Fernseher verbracht werden müssen (oder am Spielfeldrand), jedoch „Schlüsselzeiten“ von Nöten sind, um die Spannung zu verstehen, sie zu „greifen“.

Darüber hinaus ist das Unentschieden prinzipiell für amerikanische Sportfans gewissermaßen ein „rotes Tuch“. Sie können in der Beendigung eines Spiels ohne Gewinner wenig befriedigendes erkennen, und das Elfmeterschießen als letzte Instanz, um ein Unentschieden bei wichtigen Turnieren aufzulösen halten sie für ebenso fair, als würde man das Spiel durch einen Münzwurf entscheiden (vgl. Markovits/Hellermann 2002: 332).

Weitere Divergenzen ergeben sich aus einem heterogenen Spielaufbau beider Sportarten. Beim American Football existiert eine klare Trennung von Angriff (offensive) und Verteidigung (defensive). Anders als beim Fußball ist beim American Football immer klar, wer im Angriff ist und wer in der Verteidigung.

Die verdichtete Aktion kulminiert ebenso in der strikten Trennung von Spielzügen/Abläufen, wie auch beim Angriffs- oder Verteidigungsspiel, währenddessen im Fußball ein kontinuierliches Wechselspiel aus sich angreifenden Angriffs- und Verteidigungsabläufen unabdingbar ist und die permanente Aufmerksamkeit der Zuschauer in Anspruch nimmt (vgl. Gumbrecht 2002: 45).

„So gesehen, liegt die Faszination des American Football mehr auf ontologischer Ebene (Sein/Nicht-Sein), während der Fußball stärker eine existentialistische Faszination (beständig, wechselnder Situationen ausgesetzt sein) produziert.“ (ebd.: 47)

Die Frage, ob Nordamerikaner eher „ontologisch“ als „existentialistisch“ in ihrer Ästhetik eingestellt sind, wäre „allzu hermeneutisch“, doch Fakt ist, dass die dem Fußball typische Dynamik und Kontinuität im American Football nicht präsent ist. Die Zerlegung in Teilereignisse ist paradigmatisch für den American Football, genau wie die Erwartung, dass jeder parzellierte Spielzug das Erreichen oder Nicht-Erreichen eines klar definierten Teilziels zur Folge hat (vgl. Adelmann/Stauff 2002: 57).

Die „sinnliche Wahrnehmung“ beim Fußball ist geprägt durch seine spezielle Spieldynamik, die beim Zuschauer eine ungeteilte Aufmerksamkeit voraussetzt. Eine Frage die sich stellt ist, warum der Zuschauer diese Aufmerksamkeit annimmt? Gewissermaßen 90 bis 120 Minuten volle Konzentration aufbringt, um ein „Spiel“ zu verfolgen? Das Beispiel der amerikanischen Bevölkerung zeigt, dass dies nicht selbstverständlich ist, denn diese können mit dem Seherlebnis, was der Fußball bietet noch immer nicht viel anfangen und haben sich im Gegensatz dazu auf das quasi Gegemodel, dem American Football, „eingesehen“.

Teil 1: Ein Erklärungsversuch der sinnlichen Wahrnehmung des Fussballs

Literatur:

Adelmann, Ralf/Stauff, Markus (2002): Sportspiel und Fernsehspiel. Ein medien-wissenschaftlicher Kommentar. In: Schwier, Jürgen (Hrsg.) (2002): Mediensport – Ein einführendes Handbuch. Hohengehren: Schneider Verlag: S. 51-73.

Gumbrecht, Hans Ulrich (2002): Ästhetik und Sport – am Beispiel von Fußball und American Football. In: Martínez, Matías (Hg.) (2002): Warum Fußball? Kulturwissenschaftliche Beschreibungen eines Sports. Bielefeld: Aisthesis Verlag: S. 37-51.

Markovits, Andrei S./Hellerman, Steven L. (2002): Im Abseits – Fußball in der amerikanischen Sportkultur. Hamburg: Hamburger Edition.

Villoro, Juan (2002): El Balón y La Cabeza. In: Letras Libres, Ano IV, Nr. 41. México D.F.: Editorial Vuelta: S. 12-16.

08. 11. 2017 | Autor: | 7 Kommentare

Sportkultur in den USA: Ästhetik im Fußball

Fußballkultur – 90 Minuten, Ein Leben lang, und manchmal sogar noch länger, ist für viele Menschen auf der Welt gelebte Realität. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Fussball eine der beliebtesten Sportarten der Welt ist. Warum das so ist, wurde vielfach untersucht, analysiert und interpretiert.

Viele interessante Theorien sind dabei herausgekommen und werden auf diesem Blog auch noch des öfteren Erwähnung finden.

Doch bevor wir damit anfangen, uns anzuschauen, wie sich der Fußball historisch entwickelt hat, was er für ökonomische Implikationen mit sich trägt, wie er heutzutage als Massenphänomen (Fussball als Massenphänomen) in Erscheinung tritt, schauen wir uns den, meiner Meinung nach, elementarsten Punkt im und am Fußball an: Seine Ästhetik!

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07. 11. 2017 | Autor: | Keine Kommentare
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Die Großen Dreieinhalb – hegemoniale Sportkultur in den USA

Mit den ersten Siedlern im 17. Jahrhundert kamen auch die ersten Ballsportarten nach Amerika, welche sich im 19. Jahrhundert zu den bekannten amerikanischen Sportarten American Football, Baseball und Basketball um- und ausgestalteten. Diese sind die Sportarten, die die amerikanische Sportgesellschaft in der Vergangenheit dominierten und heute als hegemoniale Sportkultur bezeichnet werden können.

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06. 11. 2017 | Autor: | Keine Kommentare


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American Football

Sportkultur American Football – National League Football

Die National League Football entwickelte sich rasant und in den Jahren 1980 – 1985 gab es bei normalen Ligaspielen bereits ratings von durchschnittlich 16 Punkten, bei einem 5 Jahres Durchschnitt von 11,1 Punkten. Werbepartner orientierten sich bereits früh an den Einschaltquoten und sendeten dementsprechend ihre Werbespots oder sponserten Sportveranstaltungen.

Interessant ist an der Stelle der Vergleich der National League Football mit der Major League Soccer innerhalb der amerikanischen Sportkultur. Hier ein kleiner Artikel dazu (Vergleich Live Übertragungen Soccer vs. American Football)

Die Werbeagenturen und Marketingabteilungen der Konsumgüterkonzerne entdeckten das „werbewirtschaftliche Potential televisionärer Sportübertragungen“ für sich, worauf sich vor allem American Football gut einstellte und einen Großteil seiner Erlöse aus den Werbeeinahmen der TV-Auswertung erzielen konnte. In der Saison 1987 kosteten Werbespots beim American Football bereits $118.600 pro 30 Sekunden Clip (Zum Vergleich: $71.900 im Baseball) und beim Super Bowl im gleichem Jahr zahlten Werbungsbetreibende (advertisers) bereits $600.000 für einen 30s Clip (vgl. Klatell 1988: 39f.).

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05. 11. 2017 | Autor: | Keine Kommentare

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American Football

Amercian Football ist die beliebteste Mannschaftssportart in den USA und steht für wissenschaftliche Innovation und das moderne kapitalistische Amerika. Er wird von Schul-, College- und Profimannschaften gespielt und hat an den Universitäten seine Wurzeln, wo in der Vergangenheit Fußball („running game“) und Football/Rugby („kicking game“) als eine Sportart vereint existierten.

Als The Boston Game ging die „kicking game“- Variante in die Geschichte von Harvard ein und bereitete so den Boden für den Erfolg des American Football bei gleichzeitiger Marginalisierung des Fußballs. Football ist ein dem „Rugby nachempfundenes Kampfspiel“ in dem ein „eiförmiger Lederhohlball durch Tragen, Werfen oder Treten hinter die gegnerische Grund- oder Endlinie gebracht“ werden muss (Kuhn 1994: 10).

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23. 10. 2017 | Autor: | Keine Kommentare


In Europa ist Baseball eine exotische Sportart und entsprechend verwirrend erscheinen die Regeln und das Spiel selbst – für die meisten Zuschauer zumindest. Während es American Football schon zu Sat1 und ProSieben geschafft hat, gilt Baseball noch als „Buch mit sieben Siegeln“ und hat noch keinen Platz in der europäischen Fernsehlandschaft gefunden.

Ich habe mal ein paar Regeln und Fakten zusammengestellt und ich bin gespannt, ob diese Euch weiterhelfen.

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14. 07. 2012 | Autor: | Keine Kommentare

Ein Großereignis jagd das nächste in diesem Jahr – und nun beginnen bald die olympischen Spiele in Lodon. Auch wenn sie inzwischen Weltklassesportler geworden sind, werden die Mütter unserer Olympiateilnehmer ihre Söhne und Töchter immer als „ihre Kinder“ sehen. Der emotionale zweite Spot der „Danke Mama“ Kampagne zu den Olympischen Spielen London 2012 zeigt etwa 245 Kinder aus 16 verschiedenen Ländern bei sieben verschiedenen Olympischen Spielen und erzählt von der einzigartigen Beziehung zwischen Mutter und Kind.
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