Seit einigen Jahren steht fest, es wird eine Fussballweltmeisterschaft in Katar geben. Das gefällt nur den Wenigsten und hat zu vielen Kontroversen geführt. Angefangen mit der Vergabe der Fussball Weltmeisterschaft an Katar bis zu dem Fakt, wie Katar Milliarden für den Bau von neuen Stadien ausgibt und mitten in der Wüste „State of the Art Stadien“ hin zimmert, die wahrscheinlich nach der WM nie wieder genutzt werden. Darüber Hinaus, sind in den vergangenen Jahren Tausende von Arbeitsmigranten bei dem Bau von Fussball Stadien und anderer Infrastrukturprojekte ums Leben gekommen.
Sportlich gesehen, ist die Entscheidung auch fraglich, eine ausgeprägte Fussballkultur gibt es in Katar nicht und so bleibt die Angst von leeren Stadien und – vielleicht sogar noch schlimmer – von Spielen ohne Stimmung.
Die Kontroversen gehen so weit, dass Fussballverbände aus verschiedenen Ländern ein Boykott der Fussballweltmeisterschaft in Katar in Erwägung ziehen.
Vergabe der Fussball Weltmeisterschaft an Katar
Das Vergabeverfahren der FIFA ist sehr komplex und wahrscheinlich am Besten hier nachzulesen. Zusammengefasst wird in einem Rotationsverfahren als 1. definiert, welches Land aus welchem Verband sich bewerben darf. Abwechselnd heißt das, dass sich Länder aus UEFA (Europa), CONMEBOL (Südamerika), CONCACAF (Nord- und Mittelamerika), AFC (Asien), CAF (Afrika) und OFC (Ozeanien) bewerben dürfen. Da die beiden Weltmeisterschaften 2010 und 2014 in Afrika und Südamerika waren, waren die beiden Verbände für 2018 ausgeschlossen und durften keine Bewerbung einreichen. Für die WM 2022 durften nur die südamerikanischen Verbände keine Kandidatur einreichen.
Für die WM 2022 bewarben sich Australien, Japan, Südkorea, Katar und die USA. Um eine Kandidatur und somit den Zuschlag zu der Austragung einer WM zu bekommen, braucht es in einem Wahlgang mind. 12 Stimmen. Sollte dies in einem Wahlgang nicht gelingen, so fällt der Kandidat mit der geringsten Anzahl der Stimmen heraus und es wird erneut ein Wahlgang durchgeführt. Und da wird es jetzt nun spannend und die Frage kommt auf, warum Katar nun gewählt wurde.
Warum Katar und nicht die USA z.B.?
Die Wahl von Katar zur Ausrichtung der WM 2022 erfolgte im 4. Wahlgang mit 14 Stimmen zu 8 Stimmen für die USA. Die Wahl des Austragungsort einer Fussball Weltmeisterschaft, wird vom Exekutivkomitee der FIFA vorgenommen und hier ranken sich nicht nur Mythen um Beeinflussung und Bestechung, sondern hier gibt es auch nachweislich Korruption und „Beeinflussung / Lobbyismus“. Die Beeinfluss reicht von, „wenn du für dieses Land wählst, wählt unser Landesvertreter das nächste mal für Dein Land“ zu hohe Geldsummen und „Black Mailing“.
Die Korruptionsvorwürfe, die im Oktober 2010 laut wurden, wurden 10 Jahre später im Jahr 2020 bestätigt:
„Anfang Mai 2020 brachten New Yorker Enthüllungen ans Licht, dass die Stimmen dreier FIFA-Funktionäre, darunter Ricardo Teixeira und Nicolás Leoz, gekauft wurden, um für Katar abzustimmen. Trotz Beweise erscheint es jedoch unwahrscheinlich, dass die WM Katar entzogen würde. Neben finanziellen Verlusten für die FIFA sei der Bau der Stadien in Katar schon zu weit fortgeschritten; auch hätten die USA durch die Ausrichtung der WM 2026 wenig Interesse an einer Klage. Der ehemalige FIFA-Chef Sepp Blatter sagte daher in einem ARD-Interview: „Die WM wird in Katar gespielt.“ Ein weiterer Grund sei laut der Whistleblowerin Bonita Mersiades, die 2010 Teil der australischen Delegation war, dass vor der Vergabe alle Nationen zumindest versucht hätten, Stimmen zu kaufen. (Wikipedia)
Mann kann nur hoffen, dass sich das Vergabeverfahren in den nächsten Jahren ändern wird und denn ansonsten – denke ich – wird das Interesse am Fussball weiter sinken.
Tausende Tote Arbeitsmigranten in Katar
Laut einer Studie von Amnesty International, sind beim Bau der Stadien in Katar Tausende von Arbeitsmigranten gestorben, und das aus Gründen von mangelhaften Arbeitsschutz und Hitze.
„Amnesty klagt unter Bezug auf die Expertise und den Input zahlreicher führender medizinischer Experten an, dass Katar das Recht auf Leben und das Recht auf gesunde Arbeits- und Umweltbedingungen seiner Arbeitsmigranten verletzt hat. „Seit die FIFA im Jahr 2010 die WM 2022 an Katar vergeben hat, gibt es immer wieder Vorwürfe, dass Arbeitsmigranten in beträchtlicher Zahl aufgrund des extrem heißen Klimas des Landes und der mangelhaften Arbeitsbedingungen starben, während sie an riesigen Infrastrukturprojekten“ arbeiteten, unter anderem für die WM 2022, so der Amnesty-Bericht.“ (RTL News)
„Katars Botschafter in Deutschland, Abdualla Mohammed Al Thani, wehrt sich gegen die aktuelle Kritik aus der Politik. […] So setze sich Katar „seit vielen Jahren setzt sich Katar als Vermittler in den innerafghanischen Friedensgesprächen ein“ und habe in Doha „ein Forum auf neutralem Boden“ etabliert, „in dessen Rahmen einige positive Fortschritte zwischen den Konfliktparteien erzielt werden konnten“, sagte er ntv.de. […] Katar nimmt dabei vor allem eine Vermittlerrolle ein.“ (RTL News)
„Die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern insbesondere aus dem Ausland wurden in den letzten Jahren, vor allem in Zusammenhang mit der Ausrichtung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 erheblich ausgebaut, wodurch sich die Arbeitsbedingungen vieler Berufsgruppen beträchtlich verbessert haben. Diese Fortschritte werden von internationalen Organisationen oder der Internationalen Arbeitsorganisation der UN anerkannt“, sagte Al Thani. (RTL News)
Grüner Rasen in der Wüste
In Katar gibt es im Sommer Durchschnittstemperaturen von an die 40° Grad und im Winter Durchschnittstemperaturen von an die 30° Grad Celsius. Gras wächst in Katar auch nicht, also hat der Wüstenstaat einfach mal angefangen, feinsten englischen Rasen zu Züchten und verbraucht damit mehr Wasser, als manch eine Stadt im ganzen Jahr. Dazu müssen die Stadien auch im Winter (Also im Winter von Katar) ständig klimatisiert werden, was wiederum einen enormen Stromverbrauch mit sich bringt. Bis auf eine Ausnahme sollen alle WM-Stadien in Katar auf rund 22 Grad herunter gekühlt werden.
Die „Ökobilanz“ der im Winter 2022 stattfindenden Fussball Weltmeisterschaft wird also entsprechend miserable sein.
Fazit
Die Vergabe der WM 2022 nach Katar steht aus verschiedenen Gründen unter keinen guten Stern. Viele Dinge sind nachweisslich nicht demokratisch erfolgt und nicht im Sinne der Menschenrechte und nicht im Sinne der weltweiten Klimaziele. Was macht man damit – erst mal nicht viel. Ignorieren und „weg lächeln“ scheint die Wahl der Antwort für viele Fussball Verbände zu sein. Ob das bei der WM mit Protesten und Aktionen noch mal aufgegriffen wird, wird sind dieses Jahr im Winter zeigen.
Aus sportlicher Sicht muss man leider auch sagen, dass mit Katar einem Land eine Fussball Weltmeisterschaft zugesprochen wurde, welches nicht unbedingt für seine Fussballbegeisterung bekannt ist. Und so bleibt auch die Angst, dass Mannschaften vor halb leeren Stadien spielen werden und die Stimmung in den Stadien nicht zu vergleichen sein wird, mit Spielen in Südafrika, Brasilien oder Deutschland z.B.
Auch bleibt abzuwarten, was mit den Stadien nach der WM 2022 passieren wird. ich würde aktuell davon ausgehen, dass es „wunderschöne“ Ruinen sein werden.