Die Lügengeschichten von Hertha BSC

In der Literatur gab es die Tradition der Lügengeschichten bereits in der Antike. Die bekannteste literarische Figur ist in Deutschland der sogenannte «Lügenbaron» Münchhausen aus dem 18. Jahrhundert, der auf Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen zurückgeht. In einer Geschichte springt der Baron mit seinem Pferd durch eine fahrende Kutsche, in einer anderen wirft er seine silberne Axt so weit, dass sie auf dem Mond landet.

Bei Hertha BSC Berlin ging die Trainerposse um Markus Babbel am Sonntag soweit, dass sie ebenfalls in einem literarischem Werk, der «Lügengeschichten von Hertha BSC», festgehalten werden könnte. Sogar Hertha-Präsident Werner Gegenbauer höchstpersönlich fühlte sich offenbar an die literarischen Werke von Münchhausen erinnert und verglich seinen am Samstag noch im Amt weilenden Trainer mit der Figur. «Man sollte nicht mit Baron-Münchhausen-Geschichten ankommen», sagte Gegenbauer Richtung Babbel, bevor am Sonntag dessen Entlassung folgte.

Babbel contra Preetz und Gegenbauer

Die Beurlaubung ist das Ende der Berliner Lügengeschichten und eines Possenspiels, dass die Fußball-Bundesliga seit langem nicht mehr erlebt hat. Seit Wochen wurde in Berlin spekuliert: Verlängert Babbel seinen im Sommer 2012 auslaufenden Vertrag oder nicht? Am Samstag standen nun Aussage gegen Aussage.

Der 39-jährige Trainer erklärte erstmals öffentlich, dass er beim Hauptstadtklub nicht verlängern werde und den Klub bereits im November über seine Pläne informiert habe. «Ich habe sehr rechtzeitig Bescheid gegeben. Das war Anfang November in der Länderspielpause», sagte Babbel dem Pay-TV-Sender Sky vor dem 1:1 der Hertha in Hoffenheim.

Davon will der Verein nichts gewusst haben. «Diese Information ist schlicht falsch», entgegnete Manager Preetz. Präsident Gegenbauer stellte sich hinter Preetz. «Wir wissen erst seit Dienstag Bescheid. Ich werde es nicht zulassen, dass Michael Preetz als Lügner hingestellt wird und als jemand, der zum Schaden von Hertha BSC arbeitet», ließ er verlauten und bezichtigte damit Babbel der Lüge.

Wer ist hier der Lügenbaron?

Laut Babbel soll der offiziellen Absage durch seinen Berater an besagtem Dienstag bereits eine inoffizielle im November vorausgegangen sein – in einem Vier-Augen-Gespräch mit Preetz. Daraufhin habe er geschwiegen und damit dem Wunsch des Vereins entsprochen. «Ich habe es nicht nötig, irgendwelchen Scheiß zu erzählen. Ich habe für den Verein sechs Wochen nicht die Wahrheit gesagt. Das ist nicht angenehm, das mache ich nicht gern», sagte er am Sonntagvormittag vor rund 50 Medienvertretern.

Nur wenige Stunden später verkündete Preetz am Abend auf einer einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz Babbels Entlassung. «Die Entwicklungen der vergangenen beiden Tage, insbesondere die Entwicklungen, die darin gipfelten, mich der Lüge zu bezichtigen, ließen mir und Hertha BSC keine andere Wahl», sagte Preetz, nachdem er die Entscheidung Babbel laut Medienberichten telefonisch mitgeteilt hatte. Die «Lügengeschichten von Hertha BSC» sind damit zwar vorerst zu Ende erzählt. Es stellt sich nur noch die Frage: Wer ist hier der Lügenbaron?

Skibbe soll übernehmen

Ein Nachfolger steht einen Tag nach Babbels Beurlaubung schon in den Startlöchern. Offenbar ist sich Hertha BSC mit Michael Skibbe einig. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge verständigten sich die Berliner mit dem früheren Nationaltrainer auf einen Vertrag bis 2014.

Laut der Berliner Tageszeitung B.Z. reisten Finanzchef Ingo Schiller und Geschäftsstellenleiter Tom Herrich dazu bereits am Sonntag nach Istanbul. Für Skibbe, derzeit Coach des türkischen Erstligisten Eskisehirspor, müsse Hertha eine Ablöse von 250.000 Euro bezahlen, berichtet auch die Bild. Aus der Pressestelle des Vereins hieß es dazu am Montag nur lapidar: «So lange wir nichts verkünden, gibt es dazu auch nichts zu verkünden.» Mit Schweigen sind die Hertha-Verantwortlichen im Moment wohl auch am besten beraten.

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Bundesliga – Die Lügengeschichten von Hertha BSC

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