Fussball Kritik Philipp Lahm – der „feine Unterschied“ – Philipp Lahm, Kapitän des FC Bayern München und der deutschen Fussball Nationalmannschaft, ist 27 Jahre jung und hat ein Buch geschrieben – oder besser gesagt – schreiben lassen. Dieser Aspekt allein ist schon interessant.
Immerhin kommt es nicht oft vor, dass ein 27 jähriger ein Buch über sein Leben als Fussballer schreibt. Er betont natürlich, dass dieses Buch nur ein Auszug seine bisherigen Karriere sei und vor allem jungen Spielern zeigen soll, was es im Profi Fussball so abgeht.
So weit so gut…Sein Ghostwriter hat das auch ganz gut rüber gebracht, die Brisanz dieses Buches offenbart sich aber vor allem in der Kritik, die er über seine vergangenen Trainer zum Besten gibt oder besser gesagt in den brisanten Passagen, die vorab bei der Bild.de veröffentlicht wurden.
Mit viel Selbstvertrauen im Gepäck lässt es Philipp Lahm in seinem Buch Der feine Unterschied also so richtig Krachen und diffamiert viele seiner ehemaligen Trainer, allen voran Jürgen Klinsmann. Aber auch Felix Magath (Interview mit Felix Magath) und Louis van Gaal bekommen ihr Fett weg.
Interessant an den Kommentaren zum Buch ist vor allem wer sich so alles geäußert hat. Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und Christoph Daum allen voran äußern sich äußerst kritisch zum Buch. Jogi Löw und Oliver Bierhoff sind nicht begeistert, äußern sich aber auch nicht kritisch. Das liegt wohl auch daran, dass Sie bereits im Juni ein vorab Exemplar der kritischen Passagen über die Nationalmannschaft bekommen haben und das Buch von Philipp Lahm freigegeben haben.
Die großen Verantwortlichen Schweigen dazu – ansonsten gibt es nur noch Äußerungen, wie z.B. vom Holger Stanislawski: „Wie kann der eigentlich Zeit haben ein Buch zu schreiben. Der sollte lieber ordentlich trainieren“. Diese Aussage wird wohl entkräftet mit der Tatsache, dass gar nicht Philipp Lahm das Buch geschrieben hat, sondern ein Ghostwriter.
Und Michael Ballack… der macht das Beste, was er machen kann… er schweigt.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, was dem geneigten Zuschauer das Medien Spektakels über das Buch unbewusst vermittelt wird: „Es zeigt relativ klar, wer im deutschen Fussball miteinander verbandelt ist und wer nicht – das Buch von Philipp Lahm zeigt die Seilschaften innerhalb des deutschen Fussballs auf.
So gibt es auf Vereinsebene etwa die „Leverkusener Riege“ und somit auch „Ballack Befürworter“ um Rainer Calmund, Rudi Völler und Christoph Daum. Man bekommt mit, dass sich Lahm und Schweinsteiger nicht viel zu sagen haben, Kahn und Löw nichts, Ballack und Löw nichts, Klinsmann nicht mit Löw und Bierhoff usw.
Vor allem zeigen sich in diesem Buch die Auswirkungen des Generationswechsel, den Löw und Bierhoff klammheimlich und nicht öffentlich vollzogen haben. Lahm benennt das so nicht – dafür ist er zu jung :), aber die meisten Streitigkeiten rühren genau davon – dem Generationskampf zwischen alten- und jungen Spielern.
Spätestens seit der EM 2008, „als ein verzankter Haufen“ sich noch in das EM Finale gestolpert hat, ist dieser Wechsel zu sehen. Nach und nach wurden Frings, Kahn, Ballack etc. aussortiert.
Philipp Lahm’s Buch beschließt und markiert mit seinem Buch „Der Feine Unterschied“ diesen Wandel. By the way – ein Grund warum Jogi Löw wohl auch nicht so sauer auf Lahm sein wird, ist wohl, dass er für Ihn sein „Ballack Problem“ gelöst hat und somit den wohl schwierigsten Teil des Wechsel vollzogen hat. Lahm fungierte im Fall Ballack für viele – vor allem für die „Leverkusener Riege“ – als „Königsmörder“.
Auf DFB Ebene ist Klinsmann sehr enttäuscht, da er nicht einmal vorab von der Veröffentlichung des Buches informiert wurde. So poltert er aus den fernen Staaten und keinen scheint es so wirklich zu interessieren. Dazu kommt, dass Klinsmann den gleichen Medienberater hat, wie Jogi Löw, dieser also bereits seit Juni über das kommende Buch wissen musste.
Eigentlich ein Paradebeispiel eines Interessenkonflikts – denn eigentlich konnte Klinsmanns Medienberater Ihn gar nicht mehr so richtig beraten, nachdem er wusste, was Klinsmann nicht wissen durfte…
Fazit
Sehr interessant ist der Einblick in die deutsche Fussball Welt allemal und so offen nicht in jedem Buch zu lesen. An vielen Stellen im Buch kann man gut „herauslesen“ (in Verbindung, was in der Öffentlichkeit so gesagt wird), wie es im inneren des deutschen Fussballs wirklich aussieht.
Mit dabei sind Kabinengespräche, wo der ehemalige Kapitän junge Spieler zum Heulen bringt (Ballack und Odonkor im EM Vorrundenspiel gegen Kroatien 2008) usw.
Dieses Buch lässt dem Leser verschiedene Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden – Trainerwechsel bei den Bayern, Spielerrauswurf in der Nationalmannschaft etc. – besser verstehen.
Im Grunde also gar nicht so schlecht was Lahm da hat schreiben lassen. Das Management muss sich wohl aber die Kritik anhören, dass sie mit der Veröffentlichung nicht den feinsten Weg gewählt haben…