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10. 10. 2009 | Autor: | Keine Kommentare


Den Begriff Fußballkultur auf den Fußball in den USA anzuwenden ist umstritten, wenn man bedenkt, dass der Fußball in den USA ein Schattendasein hinter anderen Sportarten führt (Die Großen Dreieinhalb).

„Egal, welche statistischen Maßstäbe verwendet werden, Fußball ist die populärste und die am meisten, verbreitete Mannschaftsportart der Welt. […] Während die Populärkultur der Welt im gesamten 20. Jahrhundert amerikanisch war oder provinziell blieb, kann das vom Fußballsport nicht behauptet werden“. (Andrei S. Markovits)

Das wirklich bemerkenswerte an dieser, zugegebener Maße, nicht neuen Aussage ist, dass sie so nicht stimmt. In einem anderen Zusammenhang ist der Fußball in den USA sogar in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft angekommen.

Fußball gilt, zumindest in den USA (ich würde sogar soweit gehen: nur in den USA) als „politisch korrekt“ und sogar „kulturell wertvoll“, anders als die großen, amerikanischen Sportarten, welchen das Image des „vulgären Männer Sports“ anhaftet. „Diesem Klischee entsprechend debattieren männliche amerikanische Sportfans mit dem Bierglas in der Hand und auf Barhockern sitzend lautstark über die NFL, Basketball, Eishockey oder Baseball, wohingegen amerikanische Fußballfans, Männer wie Frauen, vermeintlich von einem Gespräch über Mozart nahtlos zu einer Diskussion über Maradona wechseln, während sie im Café beim Cappuccino oder an der Saftbar des Fitnessklubs an einem Shake nippen.“ (Andrei S. Markovits) Der Fußball ist in der Mitte der amerikanischen Sportgesellschaft angekommen und ist vornehmlich Sport von gut situierten, weißen Vorstattfamilien.

Vor allem bei der Jugend und bei den Frauen/Mädchen erfreut sich der Fußballsport einer sehr großen Beliebtheit und ist sogar, bis in die High School hinein, eine der meist gespielten Mannschaftssportarten. Als beliebte Freizeitsportart für Jungen und Mädchen erweist er sich vor allem dadurch, dass er weniger brutal ist, als American Football beispielsweise. Außerdem benötigt keine spezielle Ausrüstung, sondern kommt leicht mit einem Ball ähnlichen Gegenstand und einer Wiese aus. An den High Schools macht sich das besonders bezahlt, denn dort kann man mit den 400 – 600 Dollar, die ein einziger Footballspieler kostet, bereits eine ganze Fußballmannschaft ausrüsten.

Kinder der so genannten Young Urban Professionals, auch besser bekannt als „Yuppies“, wünschen sich den Fußballsport für ihre Kinder, weil es bei diesem weniger um direkte Konfrontation geht, es somit gewaltfreier verläuft, oft Mädchen und Jungen zusammen spielen können und er weniger wettbewerbsorientiert ist. Man spricht von den „Yuppie-Eltern“, die ihre Kinder lieber Fußball spielen sehen, weil es weniger gefährlich ist, weniger körperbetont und auch weniger materialintensiv.

Der Fußball steht außerdem in diesem Kreis für ein multikulturelles und internationales Empfinden und spricht aufgrund seiner Losgelöstheit von der implizit amerikanischen Kultur der Großen Dreieinhalb vor allem die gebildeten Schichten in den USA an (Andrei S. Markovits). Fußball wird als Quelle und auch als Indikator der sozialen Differenzierung angesehen, was ihn zum „Life Style“ der amerikanischen Mittelklasse macht.

Der Fußball ist trotzdem eine Randsportart im Fernsehen und kann nicht als Mitglied der definierten und etablierten hegemonialen Sportkultur des amerikanischen „sport space“ im Sinne einer erfolgreichen „Zuschauersportart“ /„Fernsehsportart“ bezeichnet werden. Diese Behauptung werde ich in späteren Artikeln versuchen zu untermauern, interessant ist, was das für die Fußballkultur in den USA bedeutet.

Wir können in den USA von 2 parallel existierenden Fußballkulturen sprechen: Eine die dem europäischen Vorbild nach eifert (ökonomisch erfolgreich zu sein und Gewinne zu generieren) und eine die einen sehr speziellen Eigenen Weg geht. Dieser Weg manifestiert sich in Ausprägungen wie die „Soccer Moms“ un der Frauenfußball in den USA. Interessant an der Stelle ist, dass die Ökonomie scheinbar ein kulturelles Aufblühen des Fußballs in den USA verhindert.

In europäischen Maßstäben gesprochen jedenfalls, kann man von einer Fußballkultur nicht sprechen. In Europa ist der Fußball von „unten“, über die Arbeiterklasse populär und erfolgreich geworden, wohingegen der Fußball heute in den USA von „oben“ auf die Bevölkerung zu treffen scheint.

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